Agrophotovoltaik in Heggelbach: Positives Fazit nach einjährigem Testbetrieb
Im September des vergangenen Jahres nehmen das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE), die Uni Hohenheim, das Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse Karlsruhe sowie die Praxispartner Baywa, die Elektrizitätswerke Schönau und die Hofgemeinschaft Heggelbach eine APV-Versuchsanlage in Betrieb. Auf einem Drittel Hektar – 25 Meter breit und 136 Meter lang – thront, acht Meter über dem Erdboden, eine Photovoltaikanlage. Darunter: landwirtschaftliche Nutzfläche, auf der in Fruchtfolge Winterweizen, Kartoffeln, Sellerie und Kleegras angebaut werden. Alle Partner zusammen wollen herausfinden, wie sich die Idee in der Praxis schlägt.
Ertragseinbußen im Rahmen
„Für uns war die kritische Grenze 80 Prozent“, sagt Landwirt Schmid. Wenn unter der Anlage weniger als vier Fünftel geerntet würden als auf der Vergleichsfläche daneben, mache es keinen Sinn. Nach der ersten Saison zeigt sich: Diese Grenze ist nicht unterschritten worden. „Wir haben bei Kleegras fünf und bei Kartoffeln, Winterweizen und Sellerie zwischen 18 und 19 Prozent weniger geerntet als auf den Vergleichsflächen nebenan“, sagt Petra Högy, Professorin im Fachbereich Pflanzenökologie und Ökotoxikologie an der Uni Hohenheim. Sie ist im Rahmen des Projekts für die agrarwissenschaftlichen Analysen zuständig.
Hauptgrund für den Minderertrag: die Verschattung durch die Solarmodule. Rund ein Drittel der Versuchsfläche ist überdacht. Das sorgt dafür, dass etwa 30 Prozent weniger Licht bei den Pflanzen am Boden ankommt. Stephan Schindele vom Fraunhofer-ISE und seine Mitstreiter hatten im Vorfeld zwar ein patentiertes Anlagendesign entwickelt, um die Verschattungsproblematik zu minimieren. Abstand, Höhe, Neigungswinkel und Ausrichtung der Module wurden angepasst, um ausreichendes und gleichmäßiges Licht zu gewährleisten. Ganz eliminieren lässt sich das Problem aber dennoch nicht. Befürchtungen, dass es unter den Modulen zu Trockenheit kommen könnte, bewahrheiteten sich nach Aussage von Högy dagegen nicht.
Über Plan sei man mit der Stromausbeute, sagt Schindele. „Unsere Prognosen sind übertroffen worden.“ Auf dem riesigen Ständerkomplex sind sogenannte bifaziale Photovoltaikmodule verbaut: Diese können nicht nur die Sonneneinstrahlung von oben in Strom umwandeln, sondern über die Rückseite auch reflektierte Strahlung aufnehmen. „Nach einem Jahr Testbetrieb haben wir rund zehn Prozent mehr Stromertrag als bei herkömmlichen Modulen“, so Schindele. 42 Prozent des erzeugten Stroms nutzt die Hofgemeinschaft selbst – etwa zum Betrieb der Gemüseverarbeitungsanlage – der Rest wird in das Netz eingespeist.
Trotz der ermutigenden Ergebnisse: Eine kommerzielle Nutzung der Technologie lässt sich im Augenblick aber noch nicht darstellen. Wegen der aufwendigen Aufständerung und dem Bodenschutz beim Bau sind die Stromgestehungskosten bei APV-Anlagen mit derzeit elf Eurocent pro Kilowattstunde gut doppelt so hoch wie bei herkömmlichen Freiflächenanlagen. Hinzu kommt, dass landwirtschaftlich nutzbare Flächen aktuell gar nicht in die Förderung durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz einbezogen werden dürfen. Deshalb macht sich das Fraunhofer-ISE dafür stark, bei Photovoltaik-Ausschreibungen einen eigenen Lostopf für APV-Projekte einzuführen, „um der neuen Technik eine Chance zu geben“, wie Schindele sagt. In Frankreich beispielsweise gibt es das seit diesem Jahr – ein Umstand, der den APV-Pionieren aus Heggelbach Mut macht. „Vielleicht führt das ja dazu, dass Deutschland dem Beispiel Frankreichs folgt“, hofft Demeter-Landwirt Schmid.